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An alle, die wollen, dass ich ihre Texte lese
Texte schreiben, die gelesen werden (c) Adobe_weerayut
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An alle, die wollen, dass ich ihre Texte lese

Wie viele Emails, Newsletter, Empfehlungen für Artikel im Web, Zeitungen, Zeitschriften … erhalten Sie täglich? Wieviel davon löschen Sie ungelesen? Wie viele Printprodukte landen ungelesen im Papierkorb? Und warum?

Zu wenig Zeit? Dann geht es Ihnen wie mir. Texte, die mich nicht innerhalb der ersten drei Sekunden zu fesseln vermögen, oder mir wenigstens klar vermitteln, warum ich sie lesen soll, haben angesichts des Informations-Overloads wenig Chance. Mit Ausnahme des Briefs vom Finanzamt vielleicht, durch den ich mich – aus purem Eigennutz – trotzdem quäle.  Die Entscheidung, ob ein Text (egal ob auf Papier oder in Bits & Bytes übersetzt) gelesen wird oder nicht, fällt innerhalb weniger Sekunden! Fällt sie positiv aus, heißt das noch lange nicht, dass die LeserInnen bis zum Schluss dranbleiben. Kann sein, dass das Telefon klingelt, eine neue E-Mail oder ein Kommentar zu einem neuen Tweet aufpoppt, WhatsApp sich meldet, oder der Kollege aus dem Nebenbüro kurz tratschen möchte …

Es gibt viele Gründe, etwas nicht zu lesen, und leider können AutorInnen bei Weitem nicht alle beeinflussen. Aber sie können zumindest versuchen, jene Faktoren, die sie beeinflussen können, so zu gestalten, dass LeserInnen animiert werden, dranzubleiben.

Aufmerksamkeit wecken

Was erregt eher Ihre Aufmerksamkeit: Eine eng beschriebene Doppelseite mit dem Titel „Maßnahmen zur Begegnung besonders heißer Witterungsbedingungen“ oder eine locker gelayoutete Seite mit einer Nahaufnahme eines Kindes mit einer Eistüte im Pool und dem Titel „Kühlende Ratschläge für heiße Tage“*)? Eben!

Relevanz herausarbeiten

WARUM SOLL ICH DAS LESEN? Erfahre ich etwas Neues, das ich wissen muss? Etwas, das mein Leben erleichtert? Das mit betrifft? Schockiert? Amüsiert? Traurig macht? … Nein? Dann weg damit! Warum SchreiberInnen wissen sollten, was mich interessiert? Ganz einfach: Versetzen Sie sich doch mal in meine Situation!

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Fokus

Die Geschichte der Witterungsbedingungen vom Paläolithikum bis in die Gegenwart mag für KlimaforscherInnen interessant sein. Ich für meinen Teil, bei 35 Grad im Büro schwitzend, lese lieber Tipps, wie ich die aktuelle Hitzeperiode halbwegs unbeschadet überstehe.

Keep it simple

Ach ja, apropos Paläolithikum: Sparen Sie sich solche Fachausdrücke, wenn Sie wollen, dass ich Ihre Texte lese. Ich bin halbwegs gebildet. Kann aber sein, dass ich in Geschichte gerade gefehlt habe, als das Paläolithikum am Programm stand. Und nach 45 Wörtern im eingeschobenen Nebensatz kann ich mich beim besten Willen nicht mehr dran erinnern, wie der erste Teil des Verbs lautete. Nicht einmal bei angenehmen 20 Grad!

*) Titel aus „Der Standard“ vom 31. 07. 2018

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