Im Jänner habe ich mich im Auftrag des SEIN-Magazins, eines neuen Magazins des Wirtschaftsverlags „für Menschen mit Erfahrung“, mit einer ausführlichen Bestandsaufnahme des Gesundheitssystems beschäftigt, die in der Print-Ausgabe im Februar erschienen ist. Der Ausflug in den Journalismus war aus zwei Gründen reizvoll: Mit dem Gesundheitswesen in seiner Komplexität habe ich mich, als ich für die Kommunikation einer Interessensvertretung aus diesem Bereich verantwortlich war, intensiv beschäftigt.
Und ich wollte nach langer Zeit wieder einmal journalistisch arbeiten.
Das hat mich einerseits gefordert, denn die Agentur musste während der doch sehr aufwändigen Recherche im Jänner ja weiterlaufen, die Kund*innen weiter gut betreut sein.
Andererseits hat der Perspektivenwechsel gutgetan: Auch in der Unternehmens- und Organisationskommunikation habe ich genug Gelegenheiten, für meine Kund*innen zu recherchieren, Artikel zu schreiben. Regelmäßig auch für Corporate Publishing Produkte, wo durchaus auch hohe Qualität gefragt ist. In meiner Funktion als Kommunikationsberaterin und -umsetzerin bin ich dem Unternehmen, der Organisation verpflichtet, für die ich arbeite. Das heißt nicht immer „Ja-Sagen“. Haltungen kritisch zu hinterfragen, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen ist auch hier wichtig. Unternehmenskommunikation hat jedoch immer das Ziel, die Unternehmensziele und davon abgeleitet die Kommunikationsziele zu unterstützen.
Journalistische Arbeit hingegen hat das Ziel, möglichst viele Perspektiven zu berücksichtigen, Sachverhalte und Positionen umfassend darzustellen, den Finger dorthin zu legen, wo es weh tut. Als Kommunikatorin bin ich meinen Auftraggebern verpflichtet. Auch Journalist*innen erhalten ihre Aufträge sehr oft von jenen, die sie – als „Freie“ oder Angestellte – bezahlen. Dennoch sind sie im Idealfall inhaltlich diesen Auftraggebern höchstens, was die Themenwahl betrifft, verpflichtet. Hinsichtlich Darstellung, Auswahl der Quellen etc. sind sie – im Idealfall – ausschließlich den Leser*innen verpflichtet.
Sich diesen Unterschied bewusst zu machen, tut gut und hilft, die Arbeit der jeweils „anderen Seite“, mit der wir tagtäglich zusammenarbeiten, besser zu verstehen. Wichtig ist aber, präsent zu haben, in welcher Rolle man gerade ist, und dies auch offenzulegen.
Zum Artikel: Gesundheitssystem: Alles paletti?